Neuravensburg - Marie, das dritte Kind von Katrin und Tobias Brändle, hat seinen Eltern keine Zeit gelassen. Keine Zeit, um wie geplant zur Geburt ins Wangener Krankenhaus zu fahren. Bis der alarmierte Rettungswagen anrückte, war Marie schon entbunden. "Geburtshelfer" waren Vater Tobias und DRK-vor-Ort-Helfer Daniel Schoch.
Ein Storch und eine Wäscheleine mit Babybekleidung vor der Haustür künden von einem neuen Erdenbürger. "Herzlich willkommen Marie", heißt es auf einem Schild. Marie hatte es eilig, am frühen Morgen des 27. Januar. "Wir haben um halb fünf Uhr die Oma angerufen und wollten die Kinder zu ihr bringen", erzählt Mutter Katrin Brändle. Zum "Kinder bringen" und "ins Krankenhaus fahren" ist es nicht mehrgekommen. Um 4.54 Uhr war Marie da, inmitten ihrer Familie und - in den letzten Minuten vor ihrer Geburt - begleitet von DRK-Helfer vor Ort, Daniel Schoch.
So ein "wengele Panik", gesteht Tobias Brändle, war schon dabei, als seine Frau Katrin ihm eröffnete: "Es wird nicht mehr reichen. Das Kind kommt jetzt." Zwischen 4.45 Uhr und 4.50 Uhr setzte er den Notruf ab. Drei Minuten später stand Daniel Schoch vor der Tür.
Der siebenjährige Moritz musste öffnen. "Ich war gottfroh, als ich den roten Kittel sah", sagt Tobias Brändle. Zu diesem Zeitpunkt war das Köpfchen bereits sichtbar. "Für mich war das Wichtigste, dass das Kind rauskommt und atmet", merkt Katrin Brändle an.
Auch Moritz und Julia (3) waren bei der Ankunft ihrer Schwester im Hintergrund mit dabei. Bis der Rettungswagen eintraf, war die kleine Marie mit ihren 3600 Gramm und 53 Zentimetern bereits abgenabelt und warm verpackt. Mutter und Kind traten den Weg ins Krankenhaus an, wo sie noch zwei Tage verbrachten.
Steht denn nun "Schwarzenbach" oder "Neuravensburg" als Geburtsort in den Unterlagen? "Nein", antwortet Katrin Brändle schmunzelnd: "Da die Nachversorgung in Wangen stattfand, ist "Wangen" ihr Geburtsort." Als "Hebamme" wurde aber "Tobias Brändle mit Team" erwähnt.
"Teammitglied" Daniel Schoch, auch Abteilungskommandant der Feuerwehr Neuravensburg, spricht von einer "kurzen Geschichte". Für den dreifachen Vater war es - abgesehen vom "Dabeisein" bei den eigenen Kindern - die erste Geburt und nichts, was ihn aus der Ruhe gebracht hätte: "Man lernt es im Rahmen der Ausbildung. Zudem ist es selbsterklärend, wenn die Lage des Kindes normal ist."
Sehr häufig sind es "nicht so schöne Sachen", die ihn - als einem von zwei Helfern vor Ort des Deutschen Roten Kreuzes in Neuravensburg - in die Häuser rufen: "2017 hatten wir in unserem Einsatzgebiet, das von Neuravensburg, Achberg und bis an die Grenzen der Ortschaft Schomburg reicht, 167 Einsätze." Darunter waren auch sieben Reanimationen.